10. Kardinal König-Gespräch befasste sich mit der Schöpfung

Veröffentlichungsdatum27.08.2017Lesedauer8 Minuten
Kardinal König-Gespräch 2017

Mit den Kardinal König-Gesprächen sollten das große geistliche Erbe des im Pielachtal geborenen Franz König (1905-2004) weitergeführt werden. Die Organisatoren freuten sich, dass das Interesse an den hochkarätigen Gesprächen bei der Jubiläumsveranstaltung heuer nochmals gesteigert wurde, die große Kirchberghalle in Kirchberg war voll. Man sei mit der Themenauswahl immer am Puls der Zeit gewesen, war der Tenor. Der renommierte Theologe, Gynäkologe, Ethiker und Wissenschaftler Prof. Johannes Huber referierte, Thema war heuer „Mensch und Schöpfung“. Bei der Veranstaltung war die Frage im Zentrum: Dürfen wir alles, was wir können?

Text:   Mag. Wolfgang Zarl & Gottfried Auer
Fotos: Mag. Wolfgang Zarl (Diözese St. Pölten)

 

 

vlnr: Dorli Draxler (NÖ-Volkskultur), Mitorganisatorin Monika Gansch, Landtagsabgeordneter Bgm. Dr. Martin Michalitsch, Kirchbergs Bürgermeister ÖkRat Anton Gonaus, Kirchbergs Pfarrer August Blazic, Kardinal König-Vereinsobmann-Stellvertreterin Dr. Annemarie Fenzl, Referent Prof. DDr. Johannes Huber, Rabensteins Bürgermeister Ing. Kurt Wittmann, Rabensteiner Pfarrer P. Leonhard Obex und Kardinal König-Gespräch-Moderator Prof. Heinz Nußbaumer

 

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Das Gespräch zwischen Wissenschaft und Religion sei Kardinal König ein großes Anliegen gewesen. Keine Frageverbote dürfe es dabei geben. Wissenschaft könne nicht zum letzten Wissen, aber auch die Religion könne Gott nicht beweisen, man sei aufeinander angewiesen. Es sei Kardinal Königs große Kunst gewesen, schwierige Sachverhalte so zu erklären, dass sie jeder verstehen habe können.



Die ethischen Herausforderungen seien groß und die Einflussnahmen von Lobbyisten ebenso. Heute würden Ethiker berichten, dass einzelne in der EU-Hauptstadt wirken, aber zugleich Tausende Lobbyisten von Konzernen arbeiten.


Im Pielachtal gebe es große Freude über das Weiterleben eines Weltgeistes: Intellektuell und spirituell. Kirchberg und Rabenstein fühlen sich diesem Geist weiter verbunden. Viele hochkarätige Referenten, die meist in Verbindung zum Kardinal standen, konnten durch dessen langjährige Mitarbeiter Prof. Heinz Nußbaumer und Dr. Annemarie Fenzl gewonnen werden: beispielsweise vom EU-Kommissar Franz Fischler und Wiener Weihbischof Helmut Krätzl über  Dr. Arnold Mettnitzer, Ute Bock, Dr. Barbara Schweder, DDDDr. Matthias Beck früheren Caritas-Präsidenten Franz Küberl bis hin zum bekannten Europa-Politiker Othmar Karas. Der Erfolg sei außerdem mit dem Namen Gottfried Auer verbunden, dem engagierten Obmann des Kardinal König-Vereins, der beauerlicher Weise aus gesundheitlichen Gründen an der Jubiläumsveranstaltung nicht teilnehmen konnte.

 

KKG170826-02-Wolfgang ZarlSo begründeten die Veranstalter die Einladung Hubers: Huber stehe exemplarisch für das Aneinandergebundensein der Wissenschaften. Er sei Forscher an den „Grenzen des Menschen“: am Beginn und Ende des Menschen. Dort wo Menschen Gott spielen wollen: diese Hybris habe er gut erkannt, hieß es. Huber war zehn Jahre lang Sekretär von Kardinal König. Beeindruckt habe Huber, wie Franz König aus einfachsten Verhältnissen stammend, später mit den intellektuellsten Kreisen gesprochen habe.

 

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Laut Huber sei es eine schwierige Frage: Wir sollen uns laut Bibel die Erde untertan machen und andererseits überschreiten wir die Grenzen. Wo sind die Grenzen? Eine Grenze seien die Gesetze und Verfassung der Natur, die über viele Jahre Sinn gemacht hätten. Eine weitere Grenze sei, wenn der Fortschritt auf Kosten des Nächsten gemacht werde.

 


 

Vor 8000 Jahren sei es zu einer großen Erderwärmung gekommen: So konnten sich plötzlich Gras und Weizen ausbreiten, die viele Kohlehydrate enthielten, die für die Entwicklung des Gehirns wichtig waren: dies brachte viele Fähigkeiten für das Gehirn und sei gut für Schwangere gewesen. Übrigens: durch den guten, permanenten Zugang zu Nahrungsmittel könnte eine weitere Revolution in der Entwicklung des Menschen bevorstehen. Bereits jetzt sei festzustellen, dass die Kinder klüger und größer würden. So machten sich die Menschen vor tausenden Jahren Gedanken, welche Regeln es galt einzuhalten: diese sind etwa im Kodex Hammurabi oder in den Zehn Geboten enthalten. Damals wurden also erstmals Grenzen gesetzt, um das Zusammenleben zu gewährleisten. Heute gebe es tagtägliche Überschreitungen: Dürfen wir alles, was wir können? Dürfen wir alles, was Spaß macht?

 

Sollen wir die biologische Verfassung der zweigeschlechtlichen Sexualität wirklich verlassen? Sollen wir die Jugend wirklich hedonistisch erziehen? In der Bibel habe Sexualität einen interpersonalen Charakter und diese sei gut für die Solidarität zwischen Ehepartnern. Berührt werden vom anderen Geschlecht, sei positiv. Vieles werde dabei vom Aufklärungsunterricht oft nicht wahrgenommen. Es müsse weiters im Aufklärungsunterricht stärker berücksichtigt werden, dass Jugendlichen der Faktor Treue sehr wichtig sei. Mutter Natur habe ein Zauberwerk entworfen, das der Partnerschaft diene und das müsse man auch jungen Menschen sagen. Ebenso, dass durch die Schwangerschaft die Verbindung zwischen Mann und Frau gefestigt werde.

 

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Beim „Big Business“ künstliche Befruchtung müsse man auf negative Folgen wie Missbildungen oder auf das vierfach höhere Risiko von Eierstockkrebs hinweisen. Mit diesen Techniken solle man sorgsam umgehen, appelliert Huber. Viele Aspekte würden ausgeblendet oder nicht registriert.

 




Eizellenspenden seien manchmal zu akzeptieren, aber es sei auch hier ein Problem, nicht auf die Gefahren hinzuweisen. Viele Eigenschaften des künftigen Menschen könnten schon analysiert und Leben ein Leben nach Maß geschaffen werden. Huber wolle nicht alles verdammen, aber man müsse auf die vielfältigen Gefahren hinweisen, die der Öffentlichkeit oft gar nicht bekannt seien.

 

KKG170826-05-Wolfgang ZarlDer renommierte Wissenschaftler warnte vor der Gewöhnung an den Gedanken des Tötens: ob ungeboren oder am Lebensende. Beispiele: Embryonen werden vernichtet. Oder: Teils werde in manchen Weltgegenden schon gefragt: Warum brauchen wir die Alten? Gleichzeitig verspreche die Wissenschaft künftig eine noch höhere Lebenserwartung. Hier könnte es bald einen Durchbruch geben, da jugendliche Zellen im Alter wieder aktiviert werden.


 

Stammzellen könnten wieder so aktiviert werden, dass sich die Organe regenerieren. Weltkonzerne wollen den Alterungsprozess stoppen. Das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse, gebe eine Warnung: Viele glauben, etwas Gutes tun, aber sie tun das Gegenteil.

 

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Im Anschluss an seine Ausführungen kam der Referent mit dem Publikum ins Gespräch, moderiert in bewährter Weise vom "Furche"-Herausgeber Prof. Heinz Nußbaumer, der ebenso wie Dr. Annemarie Fenzl von den beiden Veranstalter-Bürgermeistern als Zeichen der Wertschätzung mit einem "foto-grafischen Rückblick" auf 10 Jahre-Kardinal König-Gespräch bedacht wurde.


  

 

Würdigung von Kardinal König

 

KK 01 - Pielachtal - Rupprecht Franz mit Logo Pielachtal (5)Kardinal König - hier zu sehen auf einer Foto von Franz Rupprecht - sei ein besonderer Niederösterreicher gewesen, der in der ganzen Welt zuhause gewesen sei, betonte der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Dr. Martin Michalitsch. Das Pielachtal sei stolz auf ihn: er sei weltoffen und zugleich bodenständig gewesen. Der Erzbischof habe bei vielen Menschen Spuren hinterlassen. Sein Dialog mit den Religionen sei aktueller denn je“, so Michalitsch. Jetzt werde schon intensiv nach einem weiteren hochkarätigen Referenten gesucht, berichten die Bürgermeister von Kirchberg und Rabenstein.


 

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Weiters wurde der langjährige Mitorganisator August Blazic gewürdigt, symbolisch für seine Teilnahme an allen zehn bisherigen Kardinal-König-Gesprächen mit einem Buch der jeweiligen Referenten. Der "Menschen"(Seel)Sorger geht als Pfarrer von Kirchberg mit September in Pension und wurde offiziell von seiner Pfarre bereits am 20. August feierlich verabschiedet.

  

 

 

 

Kardinal König-Gespräche in Gedenken an legendären NÖ-Kirchenmann

 

Seit 2008 sind die Pielachtal-Gemeinden Rabenstein und Kirchberg abwechselnd Schauplatz des Treffens. Mitveranstalter der Gespräche ist der Verein "Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal". Kardinal König wurde am 3. August 1905 im Rabensteiner Ortsteil Warth geboren und am 5. August in der Rabensteiner Pfarrkirche getauft. Er besuchte die Volksschule in Kirchberg an der Pielach, von wo aus ihn sein Weg in die Weltkirche führte.

 

 

Die Kardinal König-Gespräche starteten mit einem Gottesdienst, den Pfarrer August Blazic in der Kirchberger Pfarrkirche zelebrierte. Am zweiten Tag, Sonntag, 30. August 2017, wurde das traditionelle Kirchweihfest in bzw. bei der Andreaskirche gefeiert.