Ein
zentrales menschliches Lebensthema – die Dankbarkeit – stand im Mittelpunkt des
11. Kardinal-König-Gesprächs, das heuer in Rabenstein an der Pielach, dem
Geburts- und Taufort von Kardinal Franz König, stattfand. ORF-Moderatorin Barbara Stöckl und „Furche“-Herausgeber Heinz Nußbaumer arbeiteten im
Gespräch die entscheidenden Aspekte von Dankbarkeit heraus.
Text: Prof. Erich
Leitenberger (pro oriente) und
Gottfried
Auer
Fotos: Franz Reisenhofer
Mit
dabei: Bgm. Kurt Wittmann, Bischof Alois Schwarz, Barbara Stöckl, Heinz
Nußbaumer, Annemarie Fenzl, Gottfried Auer, Landesrat Martin Eichtinger,
Moderator Martin Hochedlinger, Pfarrer Leonhard Obex und Bgm. Anton Gonaus
Barbara Stöckl – von Heinz Nußbaumer als „sanft und mitfühlend, sie geht vom
Vordergründigen in die Tiefe“ gewürdigt – betonte, dass echte Dankbarkeit
„emotional und intellektuell anstrengend“ ist. Dankbarkeit sei eine
„Entscheidung“, die helfe, „Ja zum Leben“ zu sagen und „höchste Lebenskunst“
unter Beweis zu stellen.
Die ORF-Moderatorin berichtete von Begegnungen mit
Menschen, denen schlimmste Schicksalsschläge widerfahren waren – und die sich
trotzdem als froh, ja glücklich erwiesen.
Stöckl:
„Da habe ich mich gefragt: Wie geht das? Ich fand heraus, dass diese Menschen
eine tief empfundene Dankbarkeit stützt“.
Die entscheidende Anregung für das
Thema des 11. Kardinal-König-Gesprächs - inspiriert von Barbara Stöckls Buch "Wofür soll ich dankbar sein?" - kam von jemandem, der dies persönlich
erlebt hatte: Renate Wittmann, die
Frau unseres Rabensteiner Bürgermeisters Kurt Wittmann, das Ehepaar hatte seine
Tochter Isabella durch eine unheilbare Krankheit verloren und doch so viel Begleitung
und Zuwendung erfahren.
BarbaraStöckl, die nach eigenen dramatischen Erfahrungen z.B. mit Kardinal Christoph Schönborn das Buch „Werbraucht Gott?“ (2007) erstellt hat, machte deutlich, dass es im Hinblick auf
die Verbindung von Dankbarkeit und geglücktem Leben wichtige Hinweise im Denken
von Kardinal Franz König und Papst Franziskus gebe. Bei Kardinal König
verwies sie auf die oft zitierte Dreiheit „beten – fasten – Almosen geben“, bei
Papst Franziskus auf den vielfach zitierten Ausspruch, was man täglich oft
sagen müsse: Danke, Bitte, Entschuldigung.
Auch Heinz Nußbaumer, der kürzlich seinen 75. Geburtstag feierte, schilderte, wie er in seinem – von Jugend an von Krankheit
mitbetroffenem – Leben durch Dankbarkeit den „Einbruch des Himmels“ und
Glücksmomente verspürt hatte. In besonderer Weise sei für ihn der Berg Athos zu
einem Ort des Glücks geworden.
Nußbaumer
und Stöckl waren sich einig, dass es zentrale Begriffe gebe, die mit
Dankbarkeit zu tun haben: Das Verbundensein (auch mit Gott), das Bei-sich-sein
usw. In der Diskussion wurde deutlich, dass vor allem für viele Ältere die
Erfahrung der Freiheit – etwa auch im Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“
von 1968 – von großer Bedeutung für das Gefühl der Dankbarkeit ist. Mehrfach
wurde daran erinnert, dass es des Geschichtsbewusstseins bedürfe, um die Dinge
einordnen zu können. Beide Referenten waren sich einig: „Dankbarkeit macht glücklich“.
In ihren Wortmeldungen schilderten neben Renate Wittmann einige Gesprächsteilnehmer ihre Sichtweisen zum diesjährigen Thema "DANKbarkeit".
So auch der Rabensteiner Roman Daxböck (links) und der Kirchberger Helmut Sunk (rechts)
Themenbezogene Wortmeldungen gab es auch von Kirchbergs Bürgermeister Anton Gonaus (links) und Kirchbergs Seel- und Menschensorger Martin Hochedlinger (rechts)
Eingangs
hatte die Leiterin des Kardinal-König-Archivs, Annemarie Fenzl, darauf verwiesen, dass Kardinal Franz König tief in
seinem Inneren das Gefühl von der Zusammengehörigkeit der „Familie der Kinder
Gottes“ bewahrt hatte, er habe die ganze Menschheit als seine Familie
betrachtet. Vertrauen und Demut seien die „verlässlichen Wurzeln der
Dankbarkeit“ gewesen, die Kardinal König sein ganzes Leben hindurch begleitet
hätten.
In
fünf „Miniaturen“ zeichnete Fenzl die „Dankbarkeit“ von Kardinal König nach. Er
sei bis ins hohe Alter seinem einfachen Elternhaus dankbar gewesen, „seine
Mutter bezeichnete er als seine erste Religionslehrerin“. Und seinem
Volksschullehrer sei er dankbar gewesen, dass er ihn auf die Frage nach dem
Lieblingsgegenstand formulieren ließ: „Mich interessieren alle Gegenstände
sehr, weil ich sehr viel wissen möchte“.
Foto: Kardinal König-Archiv
Als
er im Februar 1960 auf dem Weg zum Begräbnis von Kardinal Aloizije Stepinac einen schweren Autounfall erlitt, habe
sich der Kardinal die Frage gestellt, warum er unter einem Bild von Präsident
Tito im Krankenhaus liege. Und er habe daraus die Konsequenz gezogen, dass er
sich um die Kirche hinter dem damaligen „Eisernen Vorhang“ kümmern müsse.
Foto: Kardinal König-Archiv
König
habe aber auch in späterer Zeit „verlässlichen Lebenspartnern“ – wie
Weihbischof Helmut Krätzl –
Dankbarkeit erwiesen, obwohl er ursprünglich – auch auf Grund von Erfahrungen
aus Kindheit und Jugend – distanziert gewesen sei.
Foto: Franz Josef Rupprecht
Auch
nach seinem Oberschenkelhalsbruch im 98. Lebensjahr habe Kardinal König
festgestellt: „Nicht fragen, warum ist mir das geschehen, sondern immer: wozu“.
Auch der Gedanke an den Tod habe den Kardinal nicht depressiv gemacht, zitierte
Annemarie Fenzl: „Der Tod macht das Leben erst kostbar, der Tod mahnt uns,
unsere Zeit nicht zu verschwenden, sondern jeden Augenblick bewusst und dankbar
zu erleben“.
Foto: Kardinal König-Archiv
Gottfried Auer, Obmann vom Verein "Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal", freute sich als Koordinator des 11. Kardinal-König-Gesprächs nach seinen einleitenden Worten, gemeinsam mit unserem Rabensteiner Bürgermeister Kurt Wittmann, dass dieser unter zahlreichen Ehrengästen auch den St. Pöltner Diözesan-Bischof Alois Schwarz, Landesrat Martin Eichtinger, Bezirkshauptmann i.R. Josef Sodar, Ordinariatskanzler Gottfried Auer sowie den früheren St. Pöltner Dompfarrer Johannes Oppolzer, begrüßen konnte.
Anwesend waren neben Frater Petrus Dreyhaupt, als "Abgesandter" vom Stift Göttweig, auch Nationalrat und Bgm. i.R. Johann Kurzbauer, unser Rabensteiner Ehrenbürger Bgm. i.R. Karl Egger und Erich Leitenberger, Vorstandsmitglied und Pressesprecher der von Kardinal König im November 1964 begründeten Stiftung "Pro Oriente".
Ebenso befanden sich der Frankenfelser Pfarrer Alois Brunner und Kirchbergs Pfarrer i.R. August Blazic unter der interessierten Zuhörerschaft der Veranstaltung, welche in bewährter und dankenswerter Weise von Christian Eberhart und dessen Freund Helmut Kristinus filmisch und von Franz Reisenhofer fotografisch festgehalten wurde.
Bundesrätin Eva Prischl und der evangelische Pfarrer David Zezula konnten ebenso als Ehrengäste begrüßt werden, wie Bürgermeister Anton Grubner aus Loich und Vize-Bürgermeister Heinrich Putzenlechner aus Frankenfels und Gemeindemandatare aus Rabenstein und Kirchberg, wie etwa Kirchbergs Vize-Bürgermeister Franz Singer.
Als treue Gäste war auch wieder jenes Paar aus Bayern anwesend, welches seit Jahren den Urlaubsaufenthalt bei uns im "Tal der Dirndln" entsprechend dem Zeitpunkt des Kardinal König-Gesprächs terminisiert.
Landesrat Martin Eichtinger überbrachte die Grüße von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner; er habe – als Mitglied des Kuratoriums von „Pro Oriente“ – persönlich gespürt, wieviel Kardinal König in der Ökumene erreicht habe.
In dem vor ihm liegenden und noch leeren Hut wurden spontan Geldscheine für zwei derzeit laufende Hilfsprojekte von Fundraiserin Barbara Stöckl gesammelt und dank der Spendenfreudigkeit der Besucher konnte ein ansehnlicher Betrag an die Referentin des Abends übergeben werden.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung im GuK durch eine Bläsergruppe von unserem Musikverein Rabenstein.
Bei dem von der Leiterin unserer Gemeinde- und Pfarrbücherei, Renate Wittmann mit Unterstützung von Gabriele Bichler betreuten "Büchertisch" erstanden auch Roman und Marianne Daxböck ein Werk aus der Feder von Barbara Stöckl und ließen sich das Buch von der Autorin mit einer Widmung signieren.
Anstelle eines fixen Kaufpreises erbat sich die Referentin des Abend freiwilligen Spenden nach eigenem Ermessen für ihre Hilfsprojekte.
Das 11. Kardinal-König-Gespräch begann traditioneller Weise um 18 Uhr in der Rabensteiner Pfarr- und zugleich Taufkirche von Kardinal König mit einem Gedenkgottesdienst, den unser Pfarrer P. Leonhard Obex zelebrierte, gemeinsam mit Kirchbergs Moderator Mag. Martin Hochedlinger.
Foto: Gottfried Auer
Während der Predigt wurde eine von Pater Leonhard Obex gemeinsam mit Gottfried Auer, dem Obmann vom Verein "Kardinal König-Glaube und Heimat im Pielachtal" enthüllte Gedenkwand gesegnet, die an Hand von historischen Bildern Wirken und Lebensstationen des einstigen Wiener Erzbischofs zeigt.
Im Sockelbereich wird die Betrachterin bzw. der Betrachter daran erinnert, welche Kirche sich Kardinal Franz König zeitlebens wünschte.
Foto: Franz Reisenhofer
Am Sonntag feierte der Moderator von Kirchberg, Martin Hochedlinger, in der Andreaskirche, dem "Gotteshaus ohne Turm und Dorf", auf einem Hügel zwischen Rabenstein und Kirchberg im Rahmen des „Kirchweihfestes“ die Heilige Messe. Seit 2008 sind die beiden Pielachtal-Gemeinden – die eng mit dem frühen Leben des späteren Erzbischofs von Wien verbunden sind – abwechselnd Schauplatz des Kardinal-König-Gesprächs. Am 24. August 2019 wieder in Kirchberg an der Pielach.
Foto: Markus Haslinger