Dialogikum Phönixberg eröffnet

Veröffentlichungsdatum21.08.2013Lesedauer5 Minuten
Dialogikum Phönixberg eröffnet

"Was ist Liebe? Worin besteht der Unterschied zwischen echtem Dialog und einem Monolog zu zweit?
Wem oder was gehorcht der Ungehorsame?
Nein, bitte nicht gleich antworten. Bitte nicht gleich alles wissen. „Danke!
Das ist die Stille, die ich liebe. Ich brauche sie.“

So eröffnete Ulrich Reinthaller am 16. August 2013 das Dialogikum Phönixberg.

Text:   Barbara Pachl-Eberhart
          Gottfried Auer
Fotos: Manfred Weis 

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200 Leute kamen zur feierlichen Eröffnung ins Rabensteiner Gemeinde- und Kulturzentrum, um zu erleben, was geschieht, wenn Menschen in ein Gespräch treten, in dem es nicht um schnelle Argumente und den Sieg nach Punkten, sondern um echten Dialog geht.

 

 

 

 

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„Eine Veranstaltung, in der es nur ums Reden geht. Ist das wirklich möglich? Ist das zukunftsfähig?“ Diese Fragen musste sich Reinthaller Ende letzten Jahres stellen, als er damit begann, seinen lang gehegten Traum wahr werden zu lassen. Man kann seine Freude darüber verstehen, dass der Saal fast bis zum letzten Platz gefüllt war.

 

 

 

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Vom Monolog zu zweit zum Dialog. So lautete der Titel des Vortrags, mit dem der Philosoph und Psychiater Prof. Dr. Michael Musalek in das Thema des Dialogs einführte. Er erklärte, wieso es nicht ganz so einfach ist, „einfach einmal zu reden“. Dialog, das heißt, einen anderen in seine Welt einzuladen. Als Gastgeber. Gast. Ein Wort aus dem alten Griechenland. Ein Wort mit mehreren Bedeutungen. Gäste sind nämlich nicht nur lieb und freundlich.

 

 

Der Gast kann auch Feind sein. Wir wissen, nicht, wem wir die Türe öffnen, wenn wir uns gastfreundlich zeigen. Wie weit öffnen wir uns? Wie weit lassen wir uns in die Karten schauen? Das ist, so Musalek, vor allem Sache von Vertrauen.

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Humorvoll eröffnete der bekannte Ö1-Moderator Mag. Johannes Kaup (links) nach kurzer Pause den Bühnendialog zum Thema „Gehorsam und Liebe.“ Als Dialogpartner begegneten einander der Schuhfabrikant und Finanzrebell Heini Staudinger (rechts - Waldviertler Schuhe/GEA) und der Theologe und Therapeut Dr. Arnold Mettnitzer (Mitte).

 

 

 

 

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„Nein, ich erzähle jetzt nicht das mit der FMA“, lachte Heini Staudinger. Lieber erzählte er, wie er als junger Mann seiner Mutter nicht folgen wollte und nach Afrika fuhr, obwohl die Mama ernsthaft drohte, beim Abschied zu sterben. „Gut, Mama, du stirbst jetzt und ich fahr jetzt.“

 

 

 

 

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Auch Arnold Mettnitzer hat seine „Mama“ schockiert, als er zu Hause gestehen musste, dass er, der Priester, sich in eine Frau verliebt hatte. „Wer seine innere Stimme hört und ihr nicht gehorcht, der begeht eine schwere Sünde“, zitierte Mettnitzer Thomas von Aquin.

 

 

 

 

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Und Heini Staudinger ergänzte: „Wir haben so große Angst vor dem Ungehorsam, weil wir nicht einsam sein und nicht aus dem Rahmen fallen wollen. Aber bald merken wir, dass Ungehorsam ein beglückender Zustand sein kann, weil es ein Zustand großer Nähe zu sich selbst ist. Aber den eigentlichen Schritt muss jeder von uns alleine tun,“ davon ist Heini Staudinger überzeugt.

 

 

 

DPE - 130816 - Gruppenbild - Weis Manfred.jpgDas Gespräch inspiriert. Das Publikum nickt, lächelt, lacht und bleibt neunzig Minuten lang hellwach und aufmerksam. Es waren ermutigende Gedanken, die das Publikum mit in die Pause nahm. Gedanken, die man weiterdachte, über die man sich austauschte, auch in der nachdenklichen Stille, die hier und da spürbar war.

"Man hätte noch lange zuhören können", war die Reaktion von Dr. Annemarie Fenzl und Johannes Schrems  von der Hypo-Group.

Zwei von Vielen, die begeistert waren von den Gesprächsinhalten.

 

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Der Abschluss des kurzweiligen Eröffnungstages stand im Zeichen eines musikalischen Dialogs auf mehreren Ebenen. „Ramsch und Rosen“, so heißt das Duo, bestehend aus Simon Zöchbauer (Zither/Trompete/Gesang) und Julia Lacherstorfer (Violine/Gesang), das sich auf das „Entstauben alter musikalischer Schätze“ spezialisiert hat.

 

 

 

  

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Ihre Volksmusik tanzte frisch wie in neuem Gewand, ihr Gesang schmeichelte um die Ohren und setzte sich mitten ins Herz. Sie passten gut nach Rabenstein - sie kommen wieder, versprachen sie. „Ja, bitte“, sagte der Applaus am Ende eines Tages, an dem man die Zeit vergessen hatte und überrascht staunte, wie schnell sie vergangen war.
Ein erster Tag im Zeichen des Gesprächs, der viel mehr schenkte als das, was man mit Worten beschreiben kann. Demnächst ist der Mitschnitt auf Ö1 nachzuhören.

 

 

 

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"Ein Dialog der Herzen ist wichtiger Bestandteil einer jeden Beziehung". Mit diesem Worten überreichte Gottfried Auer (2.v.r.) seinem Freund und Dialogikum-Gründer Ulrich Reinthaller und dessen Herzensdame Barbara Pachl-Eberhart im Beisein von unserem Vize Hubert Gansch (1.v.r.) in Vertretung für unseren wegen kurzfristiger Erkrankung abwesenden Bürgermeister Kurt Wittmann die Original-Zeichnung von "Raben"-Vater Hubert Schorn, welche im Mariazellerbahn-Buch abgebildet ist und den "Phönixberg" bildlich präsentiert.

 

Der fulminante Start des zukunftsweisenden Projekts wird schon am 26. September 2013 um 19 Uhr mit einem Dialog zwischen Bruder David Steindl-Rast und dem Physiker Herbert Pietschmann fortgesetzt.

Thema: „Warum Menschliches müssen?“

Mehr unter www.phoenixberg.at