Die niederösterreichische Kinder- und Jugendanwaltschaft hat
kürzlich zum fünften Mal – gemeinsam mit der Donau-Uni Krems - den Kinderrechte-Preis
vergeben. Unser Rabensteiner Dr. Kurt Leitzenberger (1.v.r.) war in Krems unter den
Ausgezeichneten.
Text: Mag. Marlene Groihofer (NÖN)
HP-Bearbeitung: Gottfried Auer
Foto: Studio Ideenladen / Laistler
Manche mussten ihr eigenes Erbrochenes aufessen. Anderen
brach man die Nase, rasierte ihnen zur Strafe eine Glatze oder misshandelte sie
psychisch: „Dein Vater war ein Verbrecher. Und aus dir wird auch nix.“
Es war Anfang 2010, als sich die ersten Betroffenen zu Wort
meldeten, die als Minderjährige in niederösterreichischen Heimen Opfer von
Gewalt geworden sind.
Wenn Dr. Kurt Leitzenberger aus Rabenstein die Unterlagen
heimgeschädigter Kinder durcharbeitet, geht es ihm dabei „nicht gut.“ Obwohl er
in seiner fast vierzigjährigen Tätigkeit als Richter einiges gesehen hat. „Was
die Heimopfer erleben mussten, bestürzt mich und macht mich tief betroffen. Es
ist unglaublich, wozu Menschen fähig sind.“
Seit 2011 ist Dr. Kurt Leitzenberger ehrenamtlich Vorsitzender
der niederösterreichischen Opferentschädigungskommission und damit Teil des
„Opferschutzes NÖ“ - ein Netzwerk, das das Land Niederösterreich zur
Aufarbeitung ins Leben gerufen hat. „Erst durch unsere Tätigkeiten sind die
Dienststellen niederösterreichweit hellhörig geworden. Es gab dann Kontrollen
und Kündigungen – und ein Umdenken“.
Endlich glaubt mir jemand, hätten viele Betroffene gesagt,
endlich hört mir jemand zu. Bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft wurde eine
anonyme und kostenlose Erstanlaufstelle eingerichtet.
Gemeldet haben sich Menschen, die in den 1940er Jahren
geboren wurden. Genauso wie Betroffene, die Anfang der 2000er Jahre noch Opfer
von Misshandlungen geworden sind. „Ursprünglich dachten wir, innerhalb von
zwei, drei Jahren wird unsere Arbeit abgeschlossen sein“, sagt Kurt
Leitzenberger. – Tatsächlich läuft sie bis heute. Über 500 eingelangte Anträge
wurden in einer ersten Phase bearbeitet, die Opfer in Höhe von insgesamt über
sechs Millionen Euro entschädigt. Phase zwei läuft seit 2017, behandelt wurden
bisher knapp weitere 400 Anträge.
Kurt Leitzenberger bearbeitet dabei als Vorsitzender der
Opferentschädigungskommission die Vorschläge des Opferbeirates. „Bis zu maximal
30.000 Euro pro Person haben wir bisher ausgezahlt.“ Mittlerweile gibt es außerdem
die Möglichkeit, eine Heimopferrente zu beantragen.
Gemeinsam mit seinen Kollegen Christine Hansi und Paulus
Hochgatterer wurde der Rabensteiner nun mit dem NÖ Kinderrechtepreis als
„Botschafter der Kinderrechte“ für seine Leistungen geehrt. „Es ist eine tolle
Anerkennung meiner ehrenamtlichen Tätigkeit“, sagt Leitzenberger, „aber
für mich ist mein Engagement eine Selbstverständlichkeit“.
Der 73-jährige ehemalige Präsident des Landesgerichts St.
Pölten ist vielfach sozial engagiert: Seit über 20 Jahren hat er etwa den
Vorsitz des Familienfonds der Diözese St. Pölten inne und ist außerdem
Präsident des Erwachsenenschutzvereins.
Die Gemeindevertretung und das Mitarbeiter-Team unserer Marktgemeinde Rabenstein an der Pielach gratulieren Herrn Dr. Leitzenberger sehr herzlich zu dessen wohlverdienten Auszeichnung.
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